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Dr. med. vet. Christiane Stehle

Tierärztliche Praxis für Pferde

Region Hegau / Bodensee / Südschwarzwald

Tieräztliche Praxis für Pferde Dr. Stehle
Aktuelles

Das Equine Metabolische Syndrom (EMS)

Energie- bzw. Zuckerstoffwechselerkrankung

Tieraztpraxis Stehle - Equines Cushing Metabolische (EMS)Das Equine Metabolische Syndrom (EMS) hat über die letzten Jahre immer mehr an Bedeutung gewonnen. Es handelt sich hierbei um eine Erkrankung des Energie- bzw. Zuckerstoffwechsels. Am häufigsten betroffen sind Ponyrassen und besonders leichtfuttrige Pferde bzw. überfütterte Pferde, womit auch Warmblüter betroffen sein können.

Das Equine Metabolische Syndrom setzt sich aus mehreren Symptomen zusammen. Diese sind Adipositas (Fettleibigkeit), endloser Appetit, Insulinresistenz und oft daraus resultierende Hufrehe.

Durch Überfütterung und fehlende Bewegung kommt es zu einer generalisierten Adipositas oder zur Einlagerung von Fettgewebe an Stellen des Pferdes, charakteristisch für EMS, nämlich Mähnenkamm (Cresty Neck), Schulter und Kruppe. Dieses Fettgewebe fungiert nicht nur als Energiespeicher, sondern spielt eine aktive Rolle in einer ganzen Reihe von Prozessen im Körper. Man unterscheidet zwischen braunem und weißem Fettgewebe. Das weiße Fettgewebe ist im Fall von EMS relevant. Es sitzt subkutan (unter der Haut), weshalb es auch so gut zu sehen ist (Cresty Neck). Dieses Fettgewebe hat normalerweise antiinflammatorische (entzündungshemmende) Eigenschaften. Ist aber zu viel Fettgewebe vorhanden, kommt es zum Umbau des Fettgewebes und zur Entwicklung von proinflammatorischen Eigenschaften (entzündungsfördernd).

Wie nun die Insulinresistenz mit der Adipositas zusammenhängt, ist bis heute noch nicht eindeutig geklärt. Die verschiedenen Theorien zu erklären würde hier zu weit führen, allerdings kann gesagt werden, dass eine Insulinresistenz klar durch Adipositas begünstigt wird.

Diese Kombination aus Adipositas und Insulinresistenz führt im Körper zu Dysbalancen, die unter anderem eine Hufrehe begünstigen. Zur Diagnosestellung von EMS gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die einfachste Methode ist die Bestimmung von Insulin und Glukose im Blut beim nüchternen Pferd. Weitere Möglichkeiten der Diagnostik sind Toleranztests, z.B. der kombinierte Glukose-Insulintoleranztest (CGIT). Diese sollten in unklaren Fällen unbedingt zur Hilfe bei der Diagnosestellung hinzugezogen werden.

Therapeutisch sollte die Gewichtsreduktion in Kombination mit vermehrter Bewegung, sofern bei Hufrehepatienten möglich, im Vordergrund stehen. Es sollte auf eine restriktive Fütterung geachtet werden, wobei unbedingt das Kaubedürfnis der Pferde nicht außer Acht gelassen werden darf. In einer Studie zu EMS konnte durch Gewichtsreduktion und Bewegung sogar eine Verbesserung der Insulinsensitivität festgestellt werden. Verschiedene begleitende Therapien, die bei Insulinresistenz in der Humanmedizin eingesetzt werden, konnten sich beim Pferd bisher noch nicht durchsetzen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass bei EMS der Schwerpunkt auf Gewichtsreduktion in Kombination mit vermehrter Bewegung gelegt werden sollte um eine Verbesserung der Insulinsensitivität zu erreichen und das Risiko einer Hufrehe zu vermindern.

 

Quelle:
Vervuert I et al.: Das Equine Metabolische Syndrom. Pferdespiegel 2012; 2: 64-72.