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Dr. med. vet. Christiane Stehle

Tierärztliche Praxis für Pferde

Region Hegau / Bodensee / Südschwarzwald

Tieräztliche Praxis für Pferde Dr. Stehle
Aktuelles

Das alte Pferd

La Colmena, 24-jährige Stute

La Colmena, 24 jährige Stute

Auch bei den Pferden ist das Älterwerden mit ganz unterschiedlichen Begleiterscheinungen behaftet. Die Haltung eines alten Pferdes ist oft schwieriger, als man denkt. Pferdsenioren können sehr zeit- und pflegeintensiv und zudem auch nicht kostengünstig sein, wenn man ihren Bedürfnissen angemessen Rechnung trägt.

Es ist sinnvoll genau zu überlegen welche Haltung in der individuellen Situation des Pferdes sinnvoll ist. Hierzu berücksichtigt man den Gesundheitszustand (Bewegungsapparat, Zähne, Herz-Kreislauf und Atmung) und natürlich auch das erforderliche Maß an Bewegung (Reiten, Spazieren laufen, Bodenarbeit…).

Bei den meisten alten Pferden ist es nicht damit getan das Pferd einfach nur fürs „Gnadenbrot“ auf die Weide zu stellen.

Werden ältere Pferde in einer Gruppe gehalten, sollte bei der Gruppenzusammenstellung auf das Alter der Mitglieder geachtet werden, d.h. nur ein altes Pferd in der Gruppe ist ungünstig. Zudem muss auf eine adäquate Weidesituation geachtet werden: es müssen trockene, weiche Liegeflächen zur Verfügung stehen sowie rutschfeste Böden. Ebenso muss ausreichend Platz zur Verfügung stehen, damit die Pferde ihre Individualdistanz wahren und Streitigkeiten aus dem Weg gehen können. Dies gilt selbstverständlich auch für Boxen und Laufställe. Manchen alten Pferden ist mit nächtlicher Boxenhaltung und ausreichendem täglichem Weidegang, gegebenenfalls im Sommer umgekehrt, mehr geholfen als mit einer reinen Offenstallhaltung.

Zu den Hauptfütterungszeiten muss bedacht werden, dass alte Pferde länger für die Futteraufnahme brauchen. Es muss also gewährleistet sein, dass alte Pferde in Ruhe ihre benötigten Raufuttermengen zu sich nehmen können. Hierzu können besondere Fresszonen erforderlich sein. Pferde mit bestehender Zahnproblematik müssen mit adäquatem Raufutterersatz in ausreichender Menge, wie eingeweichten Heucobs, zugefüttert werden. Wenn die Senioren Heu gar nicht mehr kauen können, benötigen sie mindestens 1,2 kg uneingeweicht gewogene Heucobs pro 100 kg Körpergewicht!

Eine regelmäßige Gebisskontrolle und Behandlung ist beim alternden Pferd unabdingbar. Ist das alte Pferd nicht mehr in der Lage die Nahrung ausreichend zu zerkleinern, können die entsprechenden Darmbakterien den rohfaserreichen Nahrungsbrei nicht mehr adäquat aufschlüsseln. Dies führt dazu, dass das Pferd bei vollem Magen hungert und weiter an Gewicht verliert, weil die Nährstoffe nicht in die Blutbahn aufgenommen werden können. Um den Magen nicht zu überladen, kann eine Fütterung von 3-4 eingeweichten Mahlzeiten pro Tag nötig sein. Dies hängt von der erforderlichen Gesamtmenge ab. Auch hier ist für die Fütterung ein ruhiger, abgetrennter Platz in der Herde erforderlich, damit die Pferdesenioren ihre Mahlzeiten stressfrei zu sich nehmen können.

La Colmena, 24-jährige Stute

La Colmena, und ich bin noch fit

Außerdem müssen mögliche orthopädische Probleme näher untersucht und ggf. mit geeigneten Medikamenten therapiert werden. Nur so können die Pferde am Herdenleben teilnehmen und die Wege bewältigen, die erforderlich sind, um Wasser und Nahrung aufzunehmen oder sich einen komfortablen Platz in Sonne oder Schatten zu suchen.

Mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko für metabolische Erkrankungen, z.B. Cushing. Diese müssen durch entsprechende Blutuntersuchen bestätigt und dann langfristig behandelt werden. Eine Blutuntersuchung ist auch sinnvoll zur Feststellung möglicher ernährungsbedingter Mangelerscheinungen.

Somit ist gerade beim alternden Pferd eine regelmäßige Prophylaxe wichtig. Es sollte mindestens einmal jährlich der Zahnstatus kontrolliert werden, sowie eine Routineblutuntersuchung stattfinden. Regelmäßige Entwurmung bzw. eine regelmäßige Kotuntersuchung sind also auch bei Pferdesenioren Plicht, um möglichen Parasitenbefall auszuschließen. Auch das Minimum einer Tetanusimpfung muss aufrechterhalten werden. Gegebenenfalls kann auch im Blut getestet werden, ob noch ein ausreichender Tetanustiter besteht. Wir sehen jedoch immer wieder mit Freude, dass wir unseren Pferden mit der richtigen Unterstützung auch im höheren Alter eine gute Lebensqualität verschaffen und sie den Ruhestand genießen können. Mit einem gut überlegten Management lässt sich dies alltagstauglich gestalten.

Wir beraten Sie diesbezüglich gerne, sprechen oder schreiben Sie uns an.