Entgegen vieler Annahmen sind Zecken heutzutage aufgrund der milden Temperaturen das ganze Jahr über aktiv. Schon 8°C reichen damit sie auf Nahrungssuche gehen, unabhängig von der Jahreszeit. Dabei sind sie nicht nur lästig, sondern können auch viele Krankheiten übertragen.
- Anaplasmose: Anaplasmen sind einzellige Blutparasiten, die weiße Blutkörperchen befallen und diese zerstören. Erst ca. 36-48h nach dem Biss der Zecke findet die Übertragung statt. Die Symptome sind unspezifisch wie Fieber und Inappetenz. Es fallen meist typische Veränderungen im Blutbild auf. Hinzu kommen in einigen Fällen Schwellungen an den Gliedmaßen. Kleine Blutungen in den Schleimhäuten oder Schwellung von Lymphknoten können ebenfalls beobachtet werden. Das Gemeine: nach überstandener Infektion bleiben die Anaplasmen im Wirt und können so erneut zu einer Erkrankung führen. Es gibt auch einen chronischen Verlauf: hier sehen wir Patienten mit schlechtem Fell, Entzündungen der Gelenke, lahme oder steif laufende Pferde, die auch Balanceprobleme zeigen können. In einigen Fällen haben die betroffenen Pferde auch erhöhte Leberwerte.
Leider kommt es auch vor, dass Pferde mit Borrelien und Anaplasmen gleichzeitig infiziert sind ☹. Eine Immunität nach durchgemachter Infektion mit ausreichender Antikörperbildung hält nur ein bis zwei Jahre.
- Babesiose (Piroplasmose genannt): Babesia caballi sind für das Pferd spezifische Bakterien und werden 12-72h nach Biss übertragen. Sie zerstören die roten Blutkörperchen, wodurch der Sauerstofftransport nicht mehr so effektiv ist. Die Symptome reichen von Fieber, Inappetenz und Ödemen bis hin zu Durchfall, Anämie und Nierenversagen. Häufig werden die Symptome begleitet von Schweißausbrüchen, gelblicher Verfärbung der Bindehäute und manchmal auch rötlich/bräunlicher Verfärbung des Harns. Pferde können die Erreger zum Teil lebenslang mit sich tragen und damit über den Umweg durch die Zecke für andere Pferde ansteckend sein.
- Borreliose: Borrelien sind Bakterien, die im Darm der Zecken leben und erst durch das aufgenommene Blut aktiv werden, wodurch sie erst 24h nach Biss übertragen werden. Eine Diagnose anhand der klinischen Symptome ist nicht möglich, da diese sehr vielfältig sind. Sie reichen von Lahmheiten bis hin zu Rehe, von Augenerkrankungen und Fieber bis hin zu neurologischen Ausfällen, Headshaking, Abmagerung und erhöhter Allergiebereitschaft.
- FSME: Die Abkürzung steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis und wird durch Flaviviren ausgelöst. Der virale Erreger lebt in den Speicheldrüsen der Zecke und wird daher sofort mit dem Biss übertragen. Er führt zum Glück nicht immer zur Infektion, also zur Vermehrung im Menschen oder Pferd. Tut er dies jedoch, löst das Virus Hirnhaut- und Gehirnentzündungen aus. Der Patient bekommt Fieber, Verhaltensänderungen und sogar Lähmungserscheinungen können beobachtet werden. Bei der Laboruntersuchung kann es zu Kreuzreaktionen mit der West-Nile Krankheit kommen.
- Ehrlichiose: Sie wird ausgelöst durch gramnegative, kokkoide Bakterien, welche die Monozyten befallen und sich über Lymphknoten und Milz in andere Organe ausbreiten. Ehrlichien führen zu wiederkehrendem Fieber, Inappetenz, Atemnot, Milzvergrößerung und typischen Veränderungen im Blutbild.
Alle Erkrankungen, bis auf FSME, für die es leider noch keine wirksame Therapie gibt, werden mit frühzeitigen und langwierigen antibiotischen Behandlungen bekämpft und können durch Laboruntersuchungen von ihrem Haustierarzt diagnostiziert werden. Ebenso können Sie Zecken aufbewahren und direkt auf Krankheiten analysieren lassen.
Der Vorbeugung (Prophylaxe) kommt eine besondere Bedeutung zu: Bitte kontrollieren Sie ihr Pferd und sich selbst bei Temperaturen ab 8°C täglich auf Zeckenbisse. Je frühzeitiger Sie diese entfernen können, desto geringer ist das Risiko, dass Zecken eine der oben beschriebenen Krankheiten übertragen.A